Die Bezeichnung von Orientteppichen richtet sich in der Regel entweder nach ihren Herstellern (Stammes- oder Volksnamen) oder nach dem Gebiet (Provenienz), in dem der Teppich ursprünglich hergestellt wurde.
Die Teppichherstellung blieb nicht auf jene Gebiete beschränkt, die seit Jahrzehnten die Teppiche hergestellt haben. Die Teppichherstellung verbreitet sich nach und nach auch in Ländern, wo man es vorher nicht gekannt hatte. Persische Provenienzen werden seit Jahren in Indien und Pakistan imitiert. Damit entspricht der bisherige Begriff „Orientteppich-Provenienz“ eher der Muster- und Design-Bezeichnung. Aus diesem Grunde fügt man beim Namen eines Orientteppichs heutzutage auch das Herkunftsland hinzu, z. B. Indo-Sarough, bzw. Sarough Iran.
Es ist zu erwarten, dass die Provenienz mit der Zeit nur noch eine Musterbezeichnung bzw. Gattung des Teppichs darstellen wird.
Der Begriff „Teppich“, auf persisch „farsch“, hat seine etymologischen Wurzeln in dem griechischen Wort „tapes“, dem lateinischen „tapetum“ sowie dem altdeutschen „teppih“ oder „tepith“.

Der älteste Teppich der Welt
Pazyryk - der älteste Teppich der Welt (fünftes Jahrhundert v. Chr.)

Der Orientteppich ist ein wunderbares, echtes Kunstwerk. Er verbindet in einem die reizvolle Vielfalt intensiver Farben, den Glanz seiner Wolle und die raffinierten und traditionellen Muster. Aus diesem Grunde hat er viele Freunde und Liebhaber, da er durch seine zeitlose Schönheit jede Wohnung bereichert und dem Wohnambiente einen Hauch von Orient und Exotik verleiht. Viele Menschen nehmen heute an, dass auch Orientteppiche maschinell erzeugt werden. Da in unserer technischen Welt schon fast alles maschinell erzeugt wird, kommt natürlich der Gedanke auf, dass es sich bei dem heutigen Massenangebot an Orientteppichen auch nur um solche Produktionen handeln könne. Die Wahrheit aber ist, dass in den „unterentwickelten“ Herstellerländern die Teppiche heute noch genauso mit der Hand geknüpft werden wie vor Jahrhunderten, ja zum Teil noch ebenso urtümlich wie im Altertum. Der Begriff „Orientteppich“ ist stets identisch mit handgeknüpftem Teppich. Die einzige „Maschine“ dabei ist immer noch das aus vier Holzbalken gezimmerte Rahmengestell, welches schon in ältester Zeit zur Herstellung der Knüpfteppiche diente. Das gegenwärtige große Angebot an Orientteppichen ist auf die inzwischen vervielfachte Nachfrage zurückzuführen und auch darauf, dass die wirtschaftlich schwachen Orientländer diese Handarbeiten heute für den Warenaustausch in größeren Mengen anfertigen.

Orientteppiche

Von der Machart unterscheidet man zwischen geknüpften Teppichen mit Flor, gewebten Teppichen und Filzen ohne Flor. Darüber hinaus ist eine Unterscheidung zwischen handgefertigten und anderweitig erstellten Teppichen von Bedeutung: Unabhängig von Machart oder Herkunft gelten nur solche Teppiche als echte Teppiche, welche handgefertigt wurden.
Orientteppiche werden grundsätzlich in Handarbeit hergestellt und stammen aus dem Orient. Man bezeichnet sie daher oft als ‚echte Teppiche‘.
Mit dem Begriff Orient ist nicht nur jenes Gebiet, das die Länder Kleinasiens (u.a. die Türkei) umfasst und sich bis zum Fernosten (China, …) erstreckt. Auch solche Länder, die vom Orient kulturell, insbesondere in der Tradition der Teppichkunst beeinflusst wurden, zählen dazu.
Somit gelten die Staaten Nordafrikas (Ägypten, Tunesien, Marokko und früher Algerien), sowie die Balkanstaaten ebenfalls als Ursprungsländer von Orientteppichen.
In diesem Zusammenhang ist die Unterscheidung zwischen den Begriffen Ursprungsland und Herkunftsland zu erwähnen: Als Ursprungsland gilt grundsätzlich der Staat, in dem ein Orientteppich hergestellt wurde. Das Herkunftsland hingegen ist das Ausfuhrland eines Orientteppichs.
Als Beispiel hierzu gilt der amerikanische Sarough, welcher im Iran geknüpft, aber aus den USA ausgeführt wird. Der Iran ist demnach das Ursprungsland, während die USA als Herkunftsland gilt.
Eine weitere wichtige Eigenschaft von Teppichen ist deren Farbe. Werden die Teppichfarben, mittels eines chemisch-physikalischen Verfahrens an die Teppichfaser festgebunden, erhalten sie die Bezeichnung „echte Farben“. Die Bezeichnungen Natur- bzw. synthetische Farben beziehen sich auf die Farbstoffe, welche zum Einsatz kommen. Naturfarben bzw. Naturfarbstoffe gewinnt man aus Insekten, Pflanzen und Mineralien, während synthetische Farben in der Industrie künstlich produziert werden.

Arten von Orientteppichen

Teppiche können geknüpft, gewebt oder durch Filzarbeiten, mit und ohne Flor hergestellt werden, wobei eine Kombination der ersten beiden Techniken durchaus vorkommt.

Geknüpfte Teppiche (mit Flor)

Knüpfteppiche bestehen aus einem aus Kette und Schuss bestehendem Grundgewebe und einem Flor. Sie werden von Hand gefertigt. Der Florfaden wird mithilfe eines Knüpfknotens ins Grundgewebe eingetragen. Der Knüpfknoten muss dabei mindestens einen Kettfaden gänzlich umschließen.
Die verbreitesten Knüpftechniken sind der persische (Sennehknoten) und der türkische (Ghiordesknoten) Knüpfknoten. Die beiden Techniken unterscheiden sich dadurch, dass beim persischen Knoten asymmetrisch über ein nebeneinander liegendes Kettfadenpaar geknüpft wird, sodass das Florgarn den einen Kettfaden voll, den anderen nur halb umschließt. Beim tükrischen Knoten wird symmetrisch darüber geknüpft und das Florgarn umschließt beide Fäden.

Gewebte Teppiche (ohne Flor)

Gewebte Teppiche bestehen aus Längs- (Kette) bzw. Querfäden (Schuss), die sich mehrfach kreuzen und im Ergebnis eine Fläche bilden. Sie kommen mithin ohne einen Flor aus. Motive und Muster werden durch eine Schussmusterung bzw. durch Besticken erzeugt.
Die Bezeichnungsweise von Webteppichen sind durch ihre Herkunft oder Herstellungsverfahren geprägt. Am meisten wird Kelim als Webteppich verbreitet.
Gobelins wurden ursprünglich in ihren französischen bzw. flämischen Stammgebieten als Wandbehänge bzw. -bespannung genutzt. Inzwischen sind hochwertige Nachbildungen der originellen Farben und Stile, mittels der originellen Techniken hergestellt, aus China erhältlich.

Filze

Filze gehören zu den ältesten Produkten, die mit Wolle gefertigt werden. Sie sind in Europa kaum verbreitet.

Aus welchem Material wird der Orientteppich geknüpft?

Garne

Als Garne bezeichnet man textile Fäden nicht tierischer Herkunft aus mehreren Fasern. Am häufigsten werden Garne aus Baumwolle, Hanf, Jute oder Kunstfasern angefertigt. Heutzutage benutzt man den Begriff Faden als synonym zu Garn.
Baumwolle ist wegen ihrer Reißfestigkeit und Feuchteempfindlichkeit nicht so gut als Teppichmaterial geeignet. Seit der Einführung der merzerisierten Baumwolle, die in Glanz der Seide ähnelt, wird aber auch der Teppichflor aus solcher Baumwolle gefertigt (z. B. Kaschmir Kunstseide). Aus Garnen wird vor allem das Grundgewebe (Kette und Schuss) eines Teppichs gebildet.

Schafwolle

Schafwolle wird bei der Herstellung von Knüpf- und Webteppichen wesentlich öfter als alle anderen Materialien verwendet. Dies gilt für ihre Benutzung sowohl als Flor, wie auch z. T. für das Grundgewebe (Kette und Schuss), überwiegend bei Knüpfarbeiten der Nomaden bzw. Halbnomaden.
Besonders fein und zart ist so genannte „Korkwolle“ (pers. Kurk=Flaum), die nicht geschoren, sondern von Hand beim lebenden jungen Tier aus dem Nacken und Bauchbereich gepflückt wird.

Reine Naturseide

Aus Naturseide gefertigtenTeppiche bestechen durch ihren einzigartigen Glanz und sind meistens sehr elegant und besonders fein.

„Kunstseide“: Viskose, Acetatseide, Reyon, Cupro, Tencel

Als Kunstseide wird vor allem die merzerisierte Baumwolle bezeichnet. Der Glanz der Kunstseide kann sehr ähnlich der Naturseide sein. Aus diesem Grund verwendet man sie vor allem als Flormaterial.

Baumwolle, Hanf, Jute

Die Baumwolle ist wegen ihrer begrenzten Reißfestigkeit gut für Kett und Schuss eines Teppichs geeignet, aber nicht für den Flor. Sie neigt bei Kontakt mit Feuchtigkeit zu kräuseln. Darüber hinaus lässt sie sich schlecht färben und wird in der Regel in ihrem Naturton verwendet.